Das Dach muss hoch
Mittlerweile war schon recht viel Zeit vergangen und der ursprüngliche Plan den Ausbau in 1-2 Monaten abgeschlossen zu haben war bereits überschritten. Damit wir etwas schneller vorwärtskamen, hat sich Benis Vater Fredy bereit erklär uns bei dem Bau der Möbel zu unterstützen und für einen Monat nach Costa Rica zu kommen. Der Plan war Möbel... doch war es am Schluss mehr das Dach und der Boden... doch wären wir ohne ihn nie soweit gekommen.
Nun aber zum Dach. Die Innenhöhe des Fahrzeugs war gerade nicht hoch genug, dass Beni daran stehen konnte. So haben wir uns lange überlegt, was wir machen sollen. Denn wir wollen ja lange mit dem Fahrzeug unterwegs sein und da sollte es ja schon einigermassen Komfortabel sein.
Also gingen wir zu einer Spenglerei um uns ein Angebot für die Erhöhung des Daches einholen. Dieser war von unserer Idee nicht so begeistert und hatte uns mindestens zwei Wochen Arbeit vorausgesagt und dementsprechend hohe Kosten. Natürlich wollten wir das Fahrzeug nicht irgendwo für zwei Wochen stehen haben, in denen wir nichts am Fahrzeug machen konnten. Und dies sollte ja auch schneller machbar sein (Haben wir uns gedacht...). Wie sich später herausstellte waren bereits die zwei Wochen sportlich.
Auch ein Dach aus Fiberglas stand zur Diskussion, hat ja viele Bootsbauer hier. Jedoch schien uns dies viel zu aufwendig.
Nach langem hin und her haben wir uns dann dafür entschieden dies „schnell“ selber zu machen. Aus dem schnell wurde dann natürlich nichts...
Um überhaupt zu sehen wie wir das Dach schneiden können, mussten wir zuerst sehen wie das Dach aufgebaut ist. So musste jetzt also der Himmel (Dachinnenverkleidung) raus. Diese war zum Glück aus Stoff und somit einfach herausnehmbar. Jedoch nicht zerstörungsfrei. Nach dem der Himmel draussen war, konnten wir die Struktur erkennen. So bestand sie zum wesentlichen aus quer zum Fahrzeug verlaufende Träger auf die von aussen das Blech angeschweisst wurde.
Am Anfang wollten wir das Dach auf der ganzen länge hochheben und hätten dann das neue Blech annieten können. Doch schien es uns aus stabilitätsgründen und auch weil wir die Klimaanlage, welche am Ende des Busses, befestigt war nicht sinnvoll.
So haben wir uns entschieden das Dach erst ab der Klimaanlage zu erhöhen. Wegen der nun etwas komplizierteren Form kam das Nieten nicht mehr in Frage. Es muss also geschweisst werden.
Schweissen... hat Beni ja mal früher (vor laaanger Zeit) gelernt. So musste den eine Schweissanlage her. Ausleihen wollte niemand und neu kaufen kam aus Kostengründen auch nicht in Frage. Zum Glück haben wir auf einer Online-Börse ein gebrauchtes Gerät gefunden, welches wir in San Jose abholen konnten. Mike hatte sich bereit erklärt, dass Gerät danach für einen guten Deal zu übernehmen.
Nach den ersten Schweissungen an dünnen Blechen war schnell klar, dass das Flux-schweissen ohne Schutzgas kein vernünftiges Resultat liefert. Also musste Stickstoff her, welcher zum Glück einfach zu beschaffen war. Und siehe da, das Resultat war nun 1a.
Somit war alles klar um das Dach herauf zu setzen.
Zum Glück hatte Mike noch die gute Idee das Dach vorher innen mit einer Struktur zu verstreben, damit die Wände nach dem Aufschneiden nicht einfallen. Wie sich im Nachhinein herausstellte war das „leichte“ Dach doch nicht so leicht und wir konnten die Struktur auch zum heraufheben benutzen.
Mit vierkant Rohren haben wir dementsprechend eine Struktur unter und eine über der Trennnaht angebracht.
Nun waren wir bereit für den Schnitt. Kurz noch anzeichnen und schon gieng es los.
Die Stützen konnten wir mit der Trennscheibe sauber durchschneiden und auch die Aussenhaut war schnell durchgetrennt. Nun war klar: Dach kommt hoch.
Das Hochheben zeigte sich dann wesentlich schwieriger als erwartet. Das vermeintlich leichte Dach war extrem schwer. Nur mit mühe konnten wir es auf einer Seite zusammen hochheben. Zur Abstützung legten wir Hölzer unter unsere Stützkonstruktion und hoben dann die andere Seite an. Just in diesem Moment viel es jedoch auf der anderen Seite wieder runter. Was für ein Schreck! Zum Glück hatte keiner von uns beiden die Hand oder die Finger dazwischen. Auch beim zweiten Versuch passierte das Gleiche. Das war vermutlich das einzige wirkliche Gefährliche, was wir bei dem Ausbau gemacht haben. Zum Glück kam niemand und nichts zu Schaden.
Nach den beiden vergeblichen Versuchen mussten wir uns etwas neues einfallen lassen. Beim nächsten und finalen Versuch hoben wir das Dach auf einer Seite und befestigten zwei senkrechte Stützen in der Stützkonstruktion. So war die eine Seite fest. Nun konnte die andere Seite hochgehoben werden und auch hier brachten wir zwei Senkrechte Stützen an. Ach übrigens: das Dach konnten wir jeweils nur mit dem Wagenheber hochheben, da es so schwer war.
Nun war das Dach also oben. Durch Feinjustierungen an den senkrechten Stützen brachten wir das Dach dann in die finale Position und schweissten die Stützen fest. Kein Risiko mehr.
Nun konnte auch Beni das erste Mal gut im Fahrzeug stehen.
Als nächstes stellten wir die vertikalen Stützen des Dachs aus vierkant Rohren her. Auch diese mussten zu dem benötigten Profil verschweisst werden, da das Profil so nicht kaufbar war. Stellte sich als leichte, jedoch aufwändige Arbeit heraus. Diese lackierten wir danach mit einer Grundierung, damit sie nicht mehr rosten.
By the way lackieren. Lackieren wollten wir natürlich auch selber, da das Fahrzeug mit dem hochgehobenen Dach natürlich nicht fahrbar war. So kauften wir uns eine professionelle Autosprühpistole welche mit Pressluft betrieben wird. Einen Pressluftkompressor wollten wir uns jedoch nicht auch noch kaufen. So kamen wir auf die „schlaue“ Idee dazu Tauchflaschen zu verwenden. Mit dem Umbau eines Tauchflaschendruckreduzierers und eines normalen Druckreduzierers war dann der nötige Druck gut einstellbar. Es stellte sich dann aber heraus, dass wir viele viele Tauchflaschen benötigen werden. Zum Glück war Mike bereit uns diese zur Verfügung zu stellen.
Die vertikalen Stützen konnten wir dann gut in das Dach einschweissen.
Nach den Stützen gingen wir an die Herstellung der äusseren Blechpaneeleln. Diese schnitten wir aus dem zuvor gekauften Blech. Auch diese mussten natürlich zumindest auf der Innenseite Grundiert werden. Patricia stellte sich hier als Meisterin des Zuschneidens heraus und stellte viele Paneelen her.
Etwa zu diesem Zeitpunkt kam Benis Vater Fredy zur Unterstützung. Eigentlich um die Möbel herzustellen... aber daran war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken.
Nun mit vereinter Kraft ging natürlich alles viel schneller!
So punktierten wir die Paneelen zunächst alle an das vorhandene Blech des Daches an. Zuvor mussten wir jedoch im Bereich des Schweissens den alten Lack mit der Drahtbürste (Bohrmaschine) in mühsamer Arbeit entfernen.
Die seitlich Paneelen waren zügig angebracht, das es alles rechteckige Bleche waren.
Schwieriger zeigte sich die Front, wie auch die Rückwand, da diese eine komplexere Form hatten. Nach vielem umbiegen, zuschneiden, bürsten und auch schweissen waren dann auch diese Angebracht. Nun konnten wir die neue Form bestaunen.
Im Teamwork wurden dann die Bleche komplett angeschweisst und die schweiss Überstände wieder abgeschliffen, so, dass das Komplette Dach dicht verschweisst war.
Durch die lange Zeit in welcher der Aufbau des Daches gedauert hat, hatte sich bereits wieder Rost angesetzt, welcher vor dem Spachteln wieder entfernt werden musste.
Spachtel war dann auch der nächste Schritt. Damit das Dach professionell aussieht mussten wir die Schweissnähte und Übergänge verspachteln. Das Spachteln brauchte einiges an Übung, da, wenn wir zu viel Härter zu der Masse hinzufügten diese bei den warmen Temperaturen in Costa Rica zu schnell härtete und bei zu wenig gar nicht mehr aushärtete. Fredy hatte aber nach einiger Zeit ein gutes Händchen dafür. So mischte er die Masse in Akkordarbeit an und Patricia oder Beni verspachtelte das Dach. Nachdem ein Bereich mit Spachtelmasse zugepflastert war, schliffen wir es wieder ab um die Kontur zu formen. Dies war meist ein mehrstufiger Prozess bis Beni endlich zufrieden war.
Nach laaaanger Zeit hatten wir das Ganze Fahrzeug verspachtelt und konnten uns an das Lackieren machen.
Damit uns nicht die ganzen Blätter auf das frisch Lackierte Fahrzeug vielen bauten wir uns ein Dach aus Plastikfolie. So waren es nur noch einige Wespen und anderes Geziefer welches sich vereinzelt im Lack verfingen.
Bevor dem lackieren brachten wir im vorderen Bereich wo das Dach in die Krümmung geht noch einen neuen Polyurethanstreifen an um das Dach auch im diesem Bereich sicher abzudichten. Dazu klebten wir zwei Begrenzungsklebbänder über die gesamte Dachbreite um einen schönen seitlichen Abschluss hinzukriegen mit der PU-Pistole applizierten wir dann das PU und zogen es dann mit einem Spachtel ab, mit etwas Spülwasser konnten wir die Spur dann noch etwas verschönern und kurz danach das Klebband abziehen. Das Ganze war eine sehr klebrige Angelegenheit.
Für die Grundierung lackierten wir nun den neuen Bereich etwa drei bis viermal, bevor wir mit zwei bis drei Lagen den finalen weissen Lack applizierten.
Für die ganze Lackiererei brauchten wir viele Tauchflaschen, welche uns regelmässig ausgingen. Auch brauchten wir etwas Übung mit der Einstellung der Pistole. Mal zu viel Farbe, mal zu wenig Farbe...
Alles in allem waren wir dann mit dem Resultat sehr zufrieden. Trotz einigen Lack Läufern.